Stummfilm
Filmlexikon | Stummfilm
Stummfilm Definition
Der Begriff Stummfilm bezeichnet all jene Filme, die vor der Einführung des Tonfilms in den späten 1920er Jahren entstanden sind. Bis dahin fehlten Filmemachern und Kinos die technischen Möglichkeiten, Bild und Ton gemeinsam aufzunehmen und abzuspielen. Aufgrund der fehlenden gesprochenen Dialoge wurde die körperlich sehr ausdrucksstarke Gestik und Mimik der Schauspieler häufig durch Zwischentitel ergänzt, die den Dialog als Textbild enthielten. Die den Film begleitende Musik wurde im Kino selbst abgespielt, unter anderem auf dem Grammophon.
Neben dem klassischen Stummfilm gibt es auch eine Reihe an modernen Stummfilmen, die aus künstlerischen Gründen auf gesprochene Worte verzichten. Das bekannteste Beispiel dafür ist der oscarprämierte Spielfilm „The Artist“ aus dem Jahr 2011.
Die Geschichte des Stummfilms
Die Erfolgsgeschichte des Stummfilms begann Ende des 19. Jahrhunderts. Ab 1895 kam es in Städten wie New York und Paris zu den ersten öffentlichen und kommerziellen Vorführungen von bewegten Bildern, deren Spieldauer nur einige Sekunden betrug. Diese frühen Filme zeigten zunächst Szenen des alltäglichen Lebens. Später wurden auch lustige Situationen mit der Kamera festgehalten, dargestellt von den ersten Filmschauspielern.
Revolutioniert wurde der frühe Stummfilm von dem 12-minütigen Film „Der große Eisenbahnraub“ aus dem Jahr 1903. Der Klassiker gilt als erster Western der Filmgeschichte und lockte ein großes Publikum an. Kurz danach entstanden vor allem in den USA immer mehr Kinos, welche schon bald von der breiten Masse besucht wurden. Einen richtigen Boom erlebte die Filmindustrie während und nach dem Ersten Weltkrieg. Ab 1914 brachte der Stummfilm auch echte Weltstars hervor, allen voran Charlie Chaplin.
Charlie Chaplin ist einer der bekanntesten Schauspieler, Drehbuchautoren und Komiker der Stummfilmzeit.
Der Übergang von Stummfilm zu Tonfilm
Ab dem Jahr 1927 wurde der Stummfilm innerhalb kurzer Zeit fast vollständig vom neuartigen Tonfilm abgelöst. In der Übergangszeit produzierten Filmstudios zunächst noch jeweils zwei Versionen eines jeden Films: Eine Tonvariante für neu ausgestattete Kinos und eine stumme Variante für Kinos mit alter Technik. Doch bereits 1929 wurde der erste reine Tonfilm einem begeisterten Publikum präsentiert. Als letzter amerikanischer Stummfilm gilt „Der Kuss“ von Jacques Feyder aus dem gleichen Jahr, mit Greta Garbo in der Hauptrolle.
Die meisten Stummfilme aus der Blütezeit des Genres sind nicht mehr erhalten. Historiker gehen davon aus, dass 80 bis 90 % aller Stummfilme unwiederbringlich für die Nachwelt verloren sind. Grund dafür ist das damals verwendete Filmmaterial, das sich nach Jahren der Lagerung selbst zu zersetzen beginnt.
Bekanntesten Werke
Die folgende Liste enthält (sortiert nach dem Veröffentlichungsjahr) einige der beliebtesten Filme aus dem Bereich Stummfilm:
- Le Voyage dans la Lune (Die Reise zum Mond) – 1902
- The Great Train Robbery – 1903
- Les Vampires – 1915
- The Birth of a Nation – 1915
- Intolerance: Love’s Struggle Throughout the Ages – 1916
- The Cabinet of Dr. Caligari (Das Cabinet des Dr. Caligari) – 1920
- The Kid – 1921
- Nosferatu, eine Symphonie des Grauens – 1922
- Safety Last! – 1923
- Die Nibelungen – 1924
- The Phantom of the Opera – 1925
- Battleship Potemkin (Bronenosets Potyomkin) – 1925
- The Gold Rush – 1925
- Metropolis – 1927
- The General – 1926
- Sunrise: A Song of Two Humans – 1927
- Wings – 1927
- The Passion of Joan of Arc (La Passion de Jeanne d’Arc) – 1928
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